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onlineBIBELteilen am 5. Sonntag der Fasten-/Passionszeit 2021 « zurück

Kath SG
Diesen Sonntag begegnet uns eine etwas «softerere» Bibelstelle. Das Johannesevangelium berichtet im 12. Kapitel von einer Begegnung Jesu mit Menschen, die nicht der jüdischen Glaubenstradition angehören. Durch deren Anfrage, ihn sehen zu wollen, wird Jesus dazu animiert, über den Sinn seines Lebens und Daseins zu informieren. Und dabei fallen Worte, die uns sehr bekannt sind:

20Unter denen, die zum Fest nach Jerusalem hinaufgezogen waren, um anzube-ten, befanden sich auch einige Leute nichtjüdischer Herkunft. 21Sie wandten sich an Philippus, der aus Betsaida in Galiläa stammte, und baten ihn: »Herr, wir möchten gern Jesus kennen lernen.« 22Philippus ging zu Andreas und teilte ihm das mit, worauf Andreas und Philippus zusammen zu Jesus gingen, um es ihm zu sagen.
23Jesus gab ihnen zur Antwort: »Die Zeit ist gekommen, wo der Menschensohn in seiner Herrlichkeit offenbart wird. 24Ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es ein einzelnes Korn. Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht. 25Wem sein eigenes Leben über alles geht, der verliert es. Wer aber in dieser Welt sein Leben loslässt, der wird es für das ewige Leben in Sicherheit bringen. 26Wenn jemand mir dienen will, muss er mir nachfolgen. Und da, wo ich bin, wird auch mein Diener sein. Wer mir dient, den wird der Vater ehren.«                


(Verwendete Übersetzung: Neue Genfer Übersetzung)

Jesus hat in diesem Textabschnitte eines sehr sprechenden Bildes bedient, das viele der Teilnehmenden angesprochen hat. Und so ist ein reichhaltiger und berührender Schatz an Gedanken zusammengekommen:
  • Von Bischof Romero in El Salvador, der sein Leben einsetzte für die Armen, sagte man: „Sein Märtyrer-Tod ist der Samen für neues Leben und neue Hoffnung.“ Für mich ist es eine Herausforderung, was es heisst: sich nicht am eigennützigen Leben festzukrallen und doch alles zu tun, dass es „dem Leben dient“, dem der andern und wohl auch meinem. Daneben möchte ich loslassen im grossen – Vertrauen, manchmal gelingt es – manchmal ist es harzig.
  • Da kommt mir unsere Ökumenische Kirche Halden in den Sinn, die es leibhaftig vorlebt: sie macht keine Unterschiede zwischen den Religionen und jeder ist willkommen, der möchte. Sie sät und trägt das Weizenkorn in die Welt hinaus. Es entsteht etwas Schönes und Wunderbares, wo alle gerne immer wieder hingehen, teilnehmen und mitmachen wollen. Gerade in dieser Corona-Zeit spürt man die vorgelebte mittragende Gemeinschaft umso intensiver. Jeder Einzelne von uns – unabhängig des Glaubens – ist ein wunderbares spriessendes Weizenkorn!
  • Wir dürfen Jesus „kennenlernen“. Ein glückliches Leben ist ein Geschenk aus Gottes Gnade. Sollen wir es nicht lieben? Ein freudeerfülltes Leben ist nicht selbstverständlich. Da gehört eine grosse Dankbarkeit dazu. Geschenkte Talente einsetzen und hilfsbereit sein, sich nicht so wichtig nehmen. Das Leben geniessen aber ohne Begierden und mit Demut. Wird unser Leben so bewahrt?
  • Wem sein Leben über alles geht, der verliert es.“ Diese Aussage hat viel mit Zivilcourage zu tun. Häufig sind wir sehr mit uns selbst beschäftigt und wir sehen unsere Nächsten nicht die vielleicht Unterstützung, ein gutes Wort, Zeit oder Hilfe brauchen würden. Ich wünsche mir, dass ich mit offenen Augen und mutig durchs Leben gehe und sehe, wenn ich jemandem etwas Gutes tun kann. Grosszügigkeit und Nächstenliebe ist wie ein Bumerang, sie kommt zurück.
  • Vers 24 zeigt mir ermutigend, worum es geht: loslassen des Bisherigen und offen sein für Neues. Es braucht Mut, sich darauf einzulassen, doch die Verheissung Jesu hat es in sich. J.W. Goethe kommt zum gleichen Schluss: „Und so lang du das nicht hast, dieses: Stirb und werde! Bist du nur ein trüber Gast auf der dunklen Erde.“
  • Heisst „mein eigenes Leben in dieser Welt“ ein Suchen nach den als „weltlich“ abgeschriebenen Werten wie Prestige, viel Geld, äusseren Aufwertungen meines Egos? Heisst das „Loslassen“ meines Lebens das Finden dessen, was Gott mit mir gemeint hat, meine Abhängigkeit von Ihm/Ihr im Frieden anerkennen? Meine Talente fördern, Knörze auflösen, „einfach“ werden, um meinen Mitmenschen zuträglich zu werden? Mit Gottes Hilfe und immer öfter in Ihrer/Seiner Nähe: JA gern.
  • Ich vernehme in diesem Text für mich zwei wichtige Botschaften, eine POSITIVE: diese sehr poetische Schilderung des Senfkorn-Gleichnisses (Verse 24, 25) empfinde ich wohltuend, da es mir aufzeigt, dass ich mit dem Einsetzen meiner Begabungen für die Gemeinschaft auch ein kleines Senfkorn sein darf, das Früchte trägt und mich doch auch vom Gedanken befreit, noch andernorts mehr für die anderen zu tun. 
    Aber, ich vernehme in Vers 22 auch das NEGATIVE: bereits hier, so früh in der Entwicklung der Kirche Christi, klingt eine gewisse Hierarchie schon an, muss doch anscheinend der (mindere?) Philippus erst bei Andreas um Erlaubnis bitten, mit seinem Anliegen zu Jesus vorgelassen zu werden. Für mich schon ein Bild unserer heutigen, so rigiden Hierarchiestruktur der „Kirche“, die doch eigentlich die (demokratische) Gemeinschaft der Christen wäre. Und gerade dieser Tage (Segnung von homosexuellen Paaren) zeigt die Hierarchie-Kirche ja, dass das Bibelwort «vor Gott sind alle gleich» für sie nicht gilt.
  • Es gibt Menschen, die sagen: „Ich gehe in die Kirche, wenn ich alt bin.“ Ich sehe das anders. „Denn unsere Seele braucht Nahrung, sonst geht es ihr wie einem Korn, das nicht in die Erde fällt.“ Jede Seele sehnt sich in die Ewigkeit zu kommen. Also wissen wir was zu tun ist.
  • Wer aber in dieser Welt sein Leben loslässt, der wird es für das ewige Leben in Sicherheit bringen.“ Die Sorge um mein persönliches Wohlergehen loslassen, mich Gottes Fürsorge übergeben, der doch Alles in Allem ist, dieser Hingabe gilt die Veheissung Jesu. Wenn er hier von „Ewigem Leben“ spricht, handelt es sich meines Erachtens nicht um einen Zustand, der in die Zukunft weist, sondern um „ein Leben in Fülle“ im Hier und Jetzt. Solches Vertrauen kann nicht „geleistet“ werden, sondern ist – Gott sei Dank – immer Geschenk!
  • Mich berührt es sehr, dass fremde Menschen anderen Glaubens Jesus kennenlernen möchten. Es ist ihnen ein inneres Bedürfnis und dies hat Jesus erkannt und schenkt uns eine wunderbare Offenbarung. - Wenn mich jemand kennenlernen möchte, muss ich mich selbst erkennen und viel Äusserliches verabschieden, um aus meinem wahren Wesen in die Begegnung zu treten. Wenn dies gelingt, werden wir beide zu Dienenden – aneinander und im jesuanischen Sinne.
  • Wer aber in dieser Welt sein Leben loslässt, der wird es für das ewige Leben in Sicherheit bringen.“ Dieser Satz hat mich schon als Jugendliche beschäftigt und sehr nachdenklich gemacht. Ich finde ihn einerseits ungerecht und spüre immer noch Wut/Unbehagen, wenn er meint, arme, unterdrückte Menschen ruhigzustellen: sie werden das Himmelreich, das „ewige Leben“ erreichen, also nicht rebellieren, nicht protestieren. Oder: mein Leben loslassen im Sinne von „gelassen werden“ und mich für eine bessere Welt einsetzen? Die Frage ist für mich immer noch nicht beantwortet.
  • Zum Vers 26: Diesen Vers möchte ich so verstehen, dass ich JA sage zum Ideal und zu den Lebensgrundsätzen, die Jesus verkörpert. Und gleich wie er lebe ich für diese Ziele: Freundlichkeit, Mitmenschlichkeit, Frieden, Rücksichtnahme und letztlich mein Ego zugunsten einer grossen Gemeinschaft zurücknehmen. Diesem Jesus mit diesen Zielen versuche ich nachzueifern, ich diene dem Erreichen einer besseren Welt, die Jesus vorgelebt hat.
  • Zu Vers 24: Bin ich das Weizenkorn? Frage ich mich... Wenn ich mich auf die Erde fallen lasse, mich öffne und Teile von mir abgebe… Teile von mir, die verhärtet sind – sterben lasse, kann ich mich durch die Erde (Jesu Liebe) nähren. Ich bin nicht mehr so allein dadurch und mein Herz öffnet sich – trägt Früchte – und wird wieder etwas lebendiger.
  • Wir möchten gern Jesus kennen lernen.“ Schön, wenn jemand einen Menschen kennenlernen will, von dem er/sie etwas lernen könnte. Mein Zen-Lehrer Niklaus Brantschen sagt jeweils: „Gib keine Ratschläge, wenn du nicht gefragt bist. Aber lebe so, dass du gefragt wirst.“ Das hat Jesus in einem hohen Mass getan.
  • Wenn das Samenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, wird es keine Frucht bringen.“ Sterben, sich aufgeben, die eigene Identität verlieren und aufgeben… eine beängstigende Vorstellung. Oder? Stirbt das Samenkorn in der Erde wirklich? Im warmen Dunkel der Erde wartet es, es ruht im Vertrauen, es ist. Und plötzlich beginnt es, im genau richtigen Moment zu keimen, es stösst, es wächst, grösser als es an der Oberfläche hätte sein können, wird fruchtbar. Hat nicht alles Leben genau diese Bewegung, wenn es nicht erstarren, auf den jetzigen Zustand beharren, versteinern will? Ja, die eigene Identität ist im Grunde nichts anderes als dauernder Fluss, Werden und Vergehen und Werden. Tod und Auferstehung eben. Erleben wir das momentan auch mit unserer Zivilisation?
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